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Das Medium Video ist gleichzeitig einfach und kompliziert. Einfach, weil auf vielen Smartphones ein Tap genügt um mit Filmen loszulegen; kompliziert, weil Videomachen ein Prozess ist: Vorbereitung, Produktion und Schnitt gehören zu jedem noch so kleinen Film-Projekt. Und alle drei Etappen bieten ebenso viel Fehler- wie Optimierungspotenzial.

Vorher: Pre-Production

  • Inhalt planen: Das wohl wichtigste beim Machen eines Videos ist die Vorbereitung. Der Prozess läuft viel einfacher ab, wenn am Anfang festgehalten wird, was gezeigt, gesagt und getan werden soll im Film. Dazu gehört, dass man alles was gesagt werden soll in einem Skript niederschreibt und vielleicht in einem Storyboard skizziert, was passieren soll. Script und Storyboard können aber erst gemacht werden, wenn klar ist, welches Ziel die Produktion verfolgt und welches Publikum erreicht werden soll.
  • Üben: Was einfach aussieht, ist meist das Resultat jahrelanger Übung. Das ist beim Auftritt vor oder der Arbeit hinter der Kamera nicht anders. Ohne Einüben des Skripts bleibt dieses beim Vortrag leblos. Und wer sich mit den Werkzeugen wie Kamera und Schnitttools nicht ein klein wenig befasst, wird sich schnell die Zähne ausbeissen beim ersten Ernstfall.
  • Anfangen: Üben und Testen ist auch der perfekte erste Schritt. Ohne Druck und Publikum kann ausprobiert werden, wie man vor der Kamera wirkt, wie die Kamera und das Schnittprogramm oder die Broadcasting-Lösung funktionieren. Das Üben vor dem Drehtermin gibt die nötige Sicherheit für den souveränen Auftritt. Natürlich gibt es bei den ersten Gehversuchen noch einiges zu verbessern. Aber: Ausprobieren ist die beste Art allfällige Hemmungen abzubauen.

Beim Dreh: Production

Art Direction

  • Viel Licht: Kameras sind wesentlich lichtunempfindlicher als das menschliche Auge. Deswegen muss es am Set für uns immer etwas zu hell sein. Wenn zu wenig Licht vorhanden ist, leidet – gerade bei günstigeren Kameras – die Bildqualität. Übrigens: Die günstigste (und eine sehr schmeichelhafte) Lichtquelle ist ein nach Norden ausgerichtetes, grosses Fenster.
  • Aufgeräumter Hintergrund: Der Hintergrund ist der zweite Hauptdarsteller neben der oder den Personen vor der Kamera. Ist er unaufgeräumt, bewegt sich viel oder enthält er zu spannende Details, kann er vom eigentlichen Thema ablenken. Deshalb empfiehlt sich gerade am Anfang ein aufgeräumter Hintergrund, also vielleicht eine unverstellte Wand. Übrigens: Wenn Sie mit einer grossen Blende aufnehmen und etwas vom Hintergrund wegstehen, verschwimmt dieser und verbirgt so Ungereimtheiten.
  • Stille Kamera: Gerade am Anfang ist es wichtig sich nicht gleich mit eleganten Kamerafahrten und wilden Schwenks aufzuhalten. Weniger Probleme handelt man sich ein, wenn man mit fixierten Shots zu drehen beginnt. Damit gibt es keine verwackelten Bilder, die man im Post irgendwie zurechtschustern muss. Und das Publikum bleibt vor epileptischen Anfällen geschützt. Übrigens: Zum Stabilisieren der Kamera muss nicht unbedingt ein teures Stativ her. Auch ein Stapel Bücher, ein Tisch oder Kartons können funktionieren.
  • Gutes Audio: Ein oft unterschätzter Aspekt von Video ist Audio. Das Publikum verzeiht schlechte Bilder. Aber wenn der Ton nicht verständlich ist, steht es auf und geht. Deshalb lohnt es sich in ein gutes Mikrofon zu investieren. Übrigens: Grundsätzlich sollte das Mikrofon so nahe wie möglich an der Schallquelle platziert werden für bessere Qualität.
  • Kleine Stücke: Mit dem Aufnehmen ist es (ausser Sie streamen live) nicht getan. Meist müssen Clips im Schnitt zu einem stimmigen Ganzen kombiniert werden. Umso wichtiger ist es kleine Sequenzen aufzunehmen statt einmal auf “Record” zu drücken und stundenlang laufen zu lassen. Diese Arbeitsweise wird Ihnen (oder Ihrem Editor) im Schnitt sehr viel Zeit sparen. Übrigens: nehmen Sie jeweils am Anfang und am Schluss eines Segments 10 Sekunden zusätzlich auf. Das gibt im Schnitt mehr Möglichkeiten.
  • Perspektive: Wählen Sie eine Kameraposition auf Augenhöhe. Wenn Sie von oben herab filmen, wirkt die dargestellte Person klein und verloren. Filmen Sie von unten, wirkt Dargestelltes bedrohlich. Gerade bei Webcam-Aufnahmen lohnt es sich deshalb die Kamera auf Augenhöhe zu bringen. Z.B. in dem man den Laptop auf einen Stapel Bücher stellt beim Video Conferencing.
  • Bildausschnitt: Abwechslung ist die Mutter der Porzellankiste. Video bietet eine grosse Bandbreite verschiedener Bildausschnitte. Ein guter Film wechselt diese verschiedenen Kameraeinstellungen untereinander ab, damit eine visuell unterhaltsame Montage entsteht. Übrigens: Die Rule of Thirds ist eine einfache Faustregel, die das Wählen der Kameraeinstellung gerade am Anfang sehr viel leichter macht. Wie einfach sich Shots mit einer Prise Reframing optimieren lassen zeigt zum Beispiel D4Darious.

Technology

  • Externes Mikrofon: Investieren Sie in ein externes Mikrofon. Gute Optionen, wie Sie mit wenig Geld zu drastisch besseren Resultaten kommen zeigt beispielsweise MakeUseOf.
  • Manueller Modus: Nichts schreit “unprofessionell” wie plötzlich wechselnder Weissabgleich, inkonsistente Verschlusszeiten oder ständig wechselnde Helligkeit. Arbeiten Sie also wenn möglich im Manual Mode.
  • Smartphone (Hauptkamera, quer): Wenn Sie mit dem Telefon aufnehmen, nutzen Sie die Hauptkamera auf der Rückseite des Geräts und filmen Sie im Querformat. Dadurch werden Sie später im Edit mehr Spielraum haben. Ausnahme: Wenn Sie exklusiv für Mobile-Formate wie Tiktok oder IGTV produzieren ist Frontkamera und Hochformat nicht nur okay, sondern Pflicht.

Danach: Post-Production

  • Fundamentals First: In jedem Schnittprogramm werden Sie viele lustige Transitionen und Effekte finden. Verschwenden Sie gerade am Anfang nicht allzu viel Zeit darauf. Einfache Schnitte und schnörkelfreie Clip-Selektion, die dem Storytelling erste Priorität einräumt, sind Ihre Freunde.
  • Branding: Gerade wenn Sie für Ihren Arbeitgeber produzieren, ist es wichtig, dass Sie allfällige Corporate Design-Vorgaben anwenden.
  • Musik und Sound Design: Jedes Video wird besser, wenn es auch den auditiven Kanal bewirtschaftet. Nutzen Sie also Musik und Sound-Effekte. Dank Gratis-Plattformen wie der Youtube Audio Library oder freesound können Sie ohne grosses Investment mit Audio zu spielen beginnen.
  • Urheberrecht: Und zu guter letzt: Verwenden Sie nur Footage und Audio in Ihren Video-Beiträgen, welche Sie auch verwenden dürfen. Grundsätzlich gilt, dass Sie nur einsetzen dürfen, wozu Sie die passenden Lizenzen haben. Gerade wenn Sie kein oder nur wenig Budget für das Einkaufen von urheberrechtlich geschütztem Fremdmaterial haben, sind Assets, die unter Creative Commons-Lizenz verwendet werden dürfen, Ihre beste Hoffnung. Das Einbinden von urheberrechtlich geschütztem Material ist im Rahmen des Fair Use möglich, also wenn Sie zum Beispiel einen Video-Schnipsel im Sinne einese Zitats einsetzen ist dies erlaubt.

Und Sie?

Welche Kniffe wenden Sie an, um Ihre Videos besser zu machen? Welchen Hürden sind Sie begegnet und wie haben Sie diese gemeistert?

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